Indien für Fortgeschrittene

Referenzen Holzher - Erfahrungen in Indien mit CNC und Kantenanleimaschine

Zwei Jahre lang betreut Klaus Nusser den Aufbau einer Schreinerei in Indien. Er fertigt Möbel für Milliardäre und lebt unter den Ärmsten, verzweifelt manchmal und rappelt sich doch immer wieder auf.

[...] Für Utturkar’s Wood Culture soll Nusser eine neue Werkstatt planen. Das Unternehmen vertreibt in Indien Verbinder, Beschläge und anderes Möbelzubehör aus Deutschland und Italien – unter anderem von Kesseböhmer, Grass und Hailo. Weil dazu Showrooms ausgestattet werden müssen, betreibt Inhaber Tarek Utturkar, ein in Deutschland ausgebildeter Meister, nebenher eine Schreinerei. Doch Werkstatt, Büro und Lager verteilen sich weitläufig über die 5,9-Mio.-Einwohner-Stadt. Fahrtzeiten von über einer Stunde sind keine Seltenheit. Zudem steigt die Nachfrage aus dem privaten Segment stetig. „Bis dato wurden hochwertige Möbel großteils importiert“, berichtet Nusser. „Man kann sich kaum vorstellen, wie die Architekten reagierten, als sie erfuhren, dass wir in Indien produzieren. Wir waren völlig ausgelastet.“ Der Möbel- und Innenausbau soll deshalb ein zentrales Standbein im Unternehmen Utturkar werden. Bei komplizierten Aufträgen steht Nusser oft selbst an der Säge, baut zum Beispiel einen Schreibtisch für einen der reichsten Menschen der Welt und stattet sein Haus mit Küche und Bädern aus.

[...] Am 20. April 2015 flattert eine E-Mail in die BM-Redaktion: „Meine Firma ist fertig.“ Der Vorher-Nachher-Vergleich beeindruckt: Während die alte Werkstatt chaotisch und dunkel ist, wirkt der Neubau freundlich und strukturiert. Hier stehen Maschinen von Holz-Her: die vertikale CNC Evolution 7405, die 6 m lange Kantenanleimmaschine 1327 Sprint und das kleinere Modell 1310. Die Utturkar-Brüder haben eine relativ neue Martin-Kreissäge mit digitaler Anzeige angeschafft und aus der alten Werkstatt die Furnierpresse von Häussermann mitgenommen. Druckluft erzeugt ein Schraubenkompressor von Kaeser, daneben gibt es sowohl eine stationäre als auch eine mobile Absaugung von Al-Ko. Die schon recht abgenutzten Elektrowerkzeuge stammen aus dem Hause Makita und auch eine alte Lamellofräse ist da.

„Besorg’ mir einen CNC-Techniker“, bittet Klaus zuletzt, denn er ist bisher der Einzige, der die CNC bedienen kann. Man setzt ihm einen Mann vor, der nicht weiß, was ein Korpus ist. „This is India. It works“, ist die Antwort auf die Frustration des Deutschen angesichts solcher Ereignisse.

Als schließlich alles fertig ist und läuft wie geplant, spielt Klaus mit dem Gedanken, ein weiteres Jahr in Indien zu bleiben. Letztendlich siegt aber das Heimweh. Am 29. Mai 2015 kommt seine letzte Mail aus Pune: „Ich sitze schon fast im Flieger. Endlich!“ [...]